Ich baue mit Farben
Artikel von Reinhold Gries, veröffentlicht in der Offenbach Post am 17.2.23

Designerin und Malerin Sandra Tröger gibt in der BOK-Galerie in der Kirchgasse 29 Einblick in ihre neuere Malerei, in eine erstmals gezeigte Serie farbiger Faltobjekte und in Schwarz-Weiß-Fotografien im Bauhaus-Stil. Betitelt ist die Schau, bis 4. März zu sehen: „FROM SPACE TO SPACE I“.
Ihre formal wie farblich ausgewogenen, harmonisch wirkenden Ideen sprechen direkt und sinnlich an, Schönheit und Klarheit gehen dabei eine klassisch-moderne Synthese ein. Was in Serien wie „Raumkreuzer“ und „Ownbuildings“ auch durch positive Aura gefällt, basiert auf Inspiration und Überlegung: „Oft habe ich am Anfang meiner jeweiligen Arbeit schon bestimmte Farbklänge im Kopf.“
Mit der Kamera zieht sie los, um Ansichten außerhalb normaler Sehgewohnheiten zu entdecken. „Meist sind es urbane, architektonische Motive, die ich ablichte – etwa Treppenstrukturen. Dann entwickle ich Form und Farbklang auf fein gewebten Baumwollgründen. Zur Umsetzung der Komposition, die schrittweise entsteht, mische ich feine Pigmente mit Acryl-Bindemitteln zusammen, um möglichst rein und leuchtende Farben zu erhalten.“
Bei ihren flächig aufgetragenen Pinselstrichen nimmt sie sich Zeit. Sensibel und hellwach wägt sie Farbklangwirkungen immer wieder sensibel ab, übermalt zuweilen auch nicht Stimmiges. Klare, aber nicht perfekt gezogene Grenzen erreicht sie durch Abkleben oder einen Flächenspachtel, sodass Darunterliegendes zuweilen durchscheint. Beim Malen entstehende Farbspritzer lässt sie stehen, um den lebendigen Malprozess deutlich zu machen.
Schaut man sich Malmotive wie das, durchaus wörtlich zu nehmende, „Raumgreifer No. 1“ oder die beinahe baukastenartig variierte Serie „Ownbuildings“ an, so beeindruckt, was Tröger „Composing“ nennt. Ich baue mit Farbe“, sagt sie. Idee und Formrepertoire sind groß. Daraus schöpft sie stets neu, auch um in die chaotische Welt Ordnung zu bringen. „Meine Malerei will den Raum beruhigen“, meint Tröger. Vielleicht hilft ihre farbgeordnete Bildsprache auch ihr selbst im anspruchsvollen Alltag ihres Designbüros.

Besondere Leuchtkraft unter der UV-Lampe
Natürlich war sie in Weimar, hat sich mit den Bauhaus-Ideen eines Johannes Itten und Martin Gropius befasst. Aber sie geht ihre eigenen Wege, auch bei ganz frisch entstandenen, farbigen Faltobjekten, die nicht selten unter der UV-Lampe besondere Wirkung und Leuchtkraft entfalten. Das sieht man hervorragend, in der Kunstkammer, die so endlich zur Kenntnis genommen wird.
Dazwischen gehängte Schwarz-Weiß-Fotos pendeln zwischen Ablichtung und Malerei, sind aber wichtiger Kontrapunkt. Sie stehen für eine gewisse Strenge, die von Trögers oft sehr stereometrischen Gebilden ausgeht, die dann in ihrem hinreißenden Farbkosmos mit Leben und Emotion aufgeladen werden. Oder auch mit surrealer Wirkung wie der „Herculaneum-Tower“
Gemeinsamer Nenner aller Arbeiten ist eine überzeugende Ästhetik, die ebenso präsent wie zeitlos wirkt und auch als Bewusstwerdungsprozess für die Schönheit menschlicher Gestaltungskraft gemeint ist.